Drechselbank:

welche Drechselbank ist denn nun die richtige für mich? Jeder Einsteiger wird sich irgendwann mit dieser Frage beschäftigen. Diese Frage ist aber gar nicht so leicht zu beantworten, da es für unterschiedliche Anwendungen auch unterschiedliche Maschinen gibt. Selbst wenn Geld keine Rolle spielt, hat man die Qual der Wahl. Trotzdem gibt es ein paar allgemeingültige Punkte, die man beachten sollte.

1. Bauweise / Gewicht

Beim Drechseln von größeren Werkstücken treten u.U. beachtliche Fliehkräfte auf, die dazu führen, dass Maschinen in Leichtbauweise entweder stark vibrieren oder regelrecht durchgeschüttelt werden. Hier gilt: Je massiver und stabiler die Maschine konstruiert ist, desto größere unwuchtige Werkstücke kann man hinterher damit bearbeiten. Spätestens wenn man einen grob zugesägten Rohling auf die Maschine spannt zeigt sich, welchen Kräften die Maschine gewachsen ist.

Ein weiterer wichtiger Punkt ist das Handling der Maschine. Komponenten, wie die Handauflage oder der Reitstock, müssen während dem Arbeiten an der Drechselbank laufend nachgestellt bzw. neu positioniert werden. Im Idealfall geht das mit einem Handgriff.
Es gibt z.B. Maschinen (eines namhaften Herstellers), bei denen in bestimmten Konstellationen der Arretierungshebel der Handauflage mit dem Handauflagenschaft kollidiert, so dass jedes Neujustieren zur Fummelei wird. Diese Maschinen mögen zwar stabil konstruiert sein aber die Bedienerfreundlichkeit geht gegen Null.

Maschinen mit einem Stahlrohrgestell neigen dazu einen nicht unerheblichen Geräuschpegel abzugeben. Selbst im Leerlauf dröhnen und pfeifen einige Maschinen wie eine Flugzeugturbine. Ursache dafür sind die Stahlrohre, die wie ein Resonanzkörper wirken. Hier kann man sich aber behelfen, indem man diese Hohlräume mit trockenem Sand auffüllt. Falls die Rohre nach unten offen sind, kann man sie evtl. erst mit Montageschaum abdichten und dann den Sand daraufkippen. Das Auffüllen mit Sand hat auch den Vorteil, dass die Maschine schwerer wird. !!! Bei solch einer Aktion unbedingt darauf achten, dass man nicht Schrauben vergräbt, die man zur Demontage der Bank lösen muss.

2. Drehzahlen

Ideal ist eine stufenlose Drehzahlregelung, die Drehzahlen zwischen 0 und 2000U/min zulässt. Die meisten Drechselbänke sind aber von Haus aus nur mit ein paar Riemenscheiben ausgerüstet, womit man 4 oder 5 feste Drehzahlen einstellen kann. Dies ist für den Anfang auch völlig ausreichend, einen Frequenzumrichter kann man immer noch nachrüsten -> siehe Frequenzumrichter.
Eine sinnvolle Einteilung der Drehzahlen ist dagegen wichtig. Die langsamste Drehzahl sollte nicht größer als 400U/min sein. Die schnellste nicht kleiner als 1500U/min. Drehzahlen > 2000 U/min halte ich für übertrieben. Die langsamste Drehzahl wird vor allem dann benötigt, wenn man ein großes und unförmiges Teil bearbeiten möchte (ab 20cm Durchmesser). Wenn natürlich die geringe Spitzenhöhe einer Drechselbank solche Werkstücke erst gar nicht zulässt, dann braucht man auf die unterste Drehzahl auch keinen allzu großen Wert legen.

3. Spitzenhöhe

Die Spitzenhöhe begrenzt die Größe des Werkstückes das zwischen die Spitzen gespannt werden kann, das dürfte jedem klar sein. Weniger beachtet wird aber oft die Tatsache, dass eine kleine Spitzenhöhe auch den Bewegungsfreiraum des Werkzeugs - wie z.B. einer Schalendrehröhre - einschränkt. Drechselwerkzeuge sind i.d.R. mit einen langen Griff ausgerüstet, damit man die auftretenden Kräfte aufnehmen kann. Wenn die Spitzenhöhe zu niedrig ist, stößt man beim Querholzdrechseln mit dem Werkzeugheft an das Maschinenbett. Abhilfe schafft auch ein drehbarer Spindelstock.

4. Spitzenweite

Die Spitzenweite erscheint auf den ersten Blick eher unwichtig. Wer fertigt schon Werkstücke, länger als 50cm. Hier gilt aber das Gleiche, wie bei der Spitzenhöhe: Freiraum für den Drechsler. Damit beim Querholz bzw. Hirnholzdrechseln der Reitstock nicht ständig im Weg ist, muss dieser soweit als möglich nach rechts geschoben werden. Wenn da dann plötzlich das Drehbankbett zuende ist, muss der Reitstock abgebaut werden. Kurz darauf braucht man den Reitstock vielleicht wieder, da muss man das Teil dann wieder aufbauen. Sicherlich, hier geht's um Bequemlichkeit. Wenn man von aber vorneweg etwas großzügiger plant, arbeitet man hinterher leichter.

5. Antriebsspindel

Die Antriebsspindel sollte auf jeden Fall durchbohrt und mit einem M33 Außengewinde ausgerüstet sein. M33 hat sich als Standard durchgesetzt. Wer hier auf ein anderes System setzt, hat spätestens dann den Ärger, wenn er sein Zubehör auf einer anderen Maschine verwenden möchte. Für M33 gibt es außerdem ein reichhaltiges Zubehörangebot. Falls jemand unbedingt eine Maschine mit einem anderen System kaufen will, dann wenigstens darauf achten, dass ein Adapter auf M33 zur Verfügung steht.

6. Motor

Da stellt sich als erstes die Frage einphasig oder dreiphasig? Wenn ein Drehstromanschluss zur Verfügung steht, dann auf jeden Fall einen Dreiphasenmotor verwenden. Wenn kein Drehstromanschluss zur Verfügung steht, würde ich trotzdem einen Dreiphasenmotor empfehlen, man muss dann aber einen Frequenzumrichter dazwischenschalten. Frequenzumrichter werden einphasig gespeist und bilden am Ausgang ein Drehstromnetz nach. Von der Leistung her sind 750W für mittelgroße Maschinen gerade noch ausreichend. Ein bisschen mehr kann aber hier auch nicht schaden.

7. Komfort

Handauflage und Reitstock sollten per Schnellspannhebel verstellbar sein. Vor allem ältere Modelle haben teilweise noch Arretierungssysteme mit einer gewöhnlichen 6-Kant-Mutter. Wer auf dem Gebrauchtmarkt einen Oldtimer kauft sollte an dieser Stelle evtl. einen Umbau einplanen.

8. Zubehör

Bei einigen Drechselbänken ist von Haus aus eine Kopiereinrichtung dabei. Wer beabsichtigt, in naher Zukunft 100 Treppen-/Balkonpfosten herzustellen, kann evtl. davon profitieren. Ansonsten ist diese Einrichtung für den Hobbydrechsler eher überflüssig. Ich habe sie jedenfalls noch nie vermisst.